Still ist die Stille Nacht doch, wenn der Schnee alle Geräusche verschluckt. Damals, als das Lied in den Bergen bei Salzburg gesungen wurde, war es bestimmt so. Wenn wir Glück haben, schneit es am Ersten Weihnachtstag, hier oder da, ein paar mehr oder weniger Flocken.

Stille passt aber auch zum Kerzenlicht. Es dämpft das Grelle, zeichnet weiche Schatten, die bei jedem Luftzug sogar noch zu tanzen beginnen.

Beim Staunen ist es auch meist still. Außer jemand juchzt oder gibt sonst einen Laut des Entzückens von sich.

Vor jedem kreativen Einfall ist es still. Wenigenstens für einen Augenblick. Wenn es dagegen laut und wuselig wäre, gäbe es keinen Platz für den Einfall. Da würde nichts hineinfallen und bleiben.

Wenn Humor ein komischer Einfall ist, dann braucht auch der Humor Stille. Aus der Hektik, dem Stress, der Enge entsteht wohl kaum etwas Verblüffendes. Es braucht die Lücke, die kurze Unterbrechung, in der Alltägliches und Unerwartetes aufeinanderprallen und kleine Funken schlagen.

Also erst einmal selbst still werden. Alles wegtun, Gedanken wegschicken, Sorgen fortschicken. Lauschen, weil hören schon zu lau wäre. Ein bisschen schielen, weil blicken wäre schon zu scharf wäre. Luft herein- und hinauslassen, weil schnaufen wäre schon zu heftig wäre. Dann ist vielleicht so ein zartes Vibrieren wahrnehmebar, von irgendwoher ein feiner Klang, ein süßer Duft, ein mildes Licht.

Ich habe nichts dagegen, wenn es dann auch wieder laut wird, hell und stürmisch. Wenn auf die Ruhe der Tanz folgt. Der Witz und lautes Lachen. Aber jetzt erst einmal: Stille Nacht.